Montag, 28. September 2015
Die Will-Bleiben-Kultur und die Migrations-Migräne
Die vergangenen Landtagswahlen haben uns zwei Beispiele geliefert, wie es nicht geht. Vor Steiermark/Burgenland wurde eine Herausforderung, die nüchtern betrachtet durchaus beherrschbar war, durch politische Dummheit (Zelte aufstellen) als Riesenproblem wahrgenommen. Vor Ober-Donau, ähm, -Österreich wollte man das mittlerweile tatsächlich große Problem kleinreden. Man hat vereinzelte Fälle von Hilfsbereitschaft zu einer landesweiten Welle der Willkommenskultur hochgejazzt. Die gibt es nicht, die gab es nie, die wird es - als gelernter Österreicher - nicht geben. Es gibt vielmehr eine Will-Bleiben-Kultur: „Ich will so bleiben wie ich bin“. Die FPÖ sagt: "Du darfst!" und wird dafür gewählt.

Die Realität hat den Gutmenschen eingeholt. Obwohl er doch so sicher war, alles richtig zu machen. Denn rechtschaffen sein kommt bekanntlich von recht gschaftig sein. Und dafür gäbe es keinen besseren Anlass als die Flüchtlingskrise. Das ist der Humanismus, wo man einfach mit muss. Ein Nachstenliebe-Flashmob. Und man ist selbst auch deshalb so gut, weil die anderen alle SO böse sind. Den vermeintlich rechts-faschistoiden Pöbel anzupöbeln stärkt das Gefühl eigener Überlegenheit. Was Uber für Chauffeure ist, ist Facebook für Echauffeure. Dort findet das Wett-Entrüsten der Empör-Kömmlinge statt.

Leider ist man recht abgehoben und sitzt auf einem hohen Ross. Das "Proletariat" hat es halt nicht so leicht wie die Bobos. Deren hochqualifizierte Arbeitsplätze wird ihnen kein Syrer streitig machen. Neben ihre Innenbezirk-Lofts wird auch kein Flüchtling einziehen. Ihre Kinder sind in feinen Privatschulen untergebracht, nicht in öffentlichen Klassen, wo schon mal der Islam Mehrheits- und die deutsche Muttersprache Minderheitsprogramm ist. "Sollen sie doch Baklava essen!" ist ihre aristokratisch-überhebliche Antwort auf die Fremden-Ängste, die Migrations-Migräne der (wirtschaftlichen und intellektuellen) Unterschicht.

Den Nächsten liebt man halt lange nicht so sehr wie den Überübernächsten. Man sammelt lieber Punkte im Karma-Sparverein "Zur guten Tat" und verfährt eine Wagenladung Benzin um ein paar alte Socken in die Begegnungszone Traiskirchen zu bringen. Dabei trägt man stolz ein "Refugees Welcome" T-Shirt. Der Näherin aus Bangladesh, die es gemacht hat, geht es womöglich schlechter als einem Flüchtling in Traiskirchen. Ist aber egal, denn die steht nicht vor unserer Haustür und wir haben kein Kamerateam dort. Wenn das die Methode zur Allokation von Aufmerksamkeit und Zuwendung ist, müssen eben Millionen flüchten um ihre Probleme zu unseren zu machen.

Nachhaltigkeit und Effizienz - darum geht's nicht. Das ist Hurra-und-Hau-Ruck-Humanismus, ohne Analyse und Strategie. Später hat man ja, siehe oben, eh nichts mehr mit ihnen zu tun. Vielleicht besucht man mal den Themenabend "Syrischer Volkstanz für den Weltfrieden" und erfreut sich an der kulturellen Bereicherung. Ein Acherl Syrah auf die Syrer!

Symptomatisch für diese Abgehobenheit sind unsere lieben Grünen. Bei der Griechenland-Krise interessierte es sie hauptsächlich, ob es auf Lesbos weibliche Ampelpärchen gibt. Zur Lösung der Flüchtlingskrise fordert man, den Türkenschanzpark in "Refugees Welcome Park" umzubenennen. OK, beide Beispiele sind frei erfunden. Aber seien Sie ehrlich - Sie hätten es den Grünen zugetraut, oder? Andere sind nicht viel besser. "Wir schaffen das!" ist das "Mission accomplished!" der Angela Merkel. Man schafft es nicht, wie man schon wenige Tage später zugeben musste.

Aber Politiker-Aussagen und Medienberichte sind derzeit eben oft geschönt wie VW-Abgastests. Selten gibt es Platz für eine etwas andere Sichtweise ist. Ich bekam schon Lagerkoller im Umerziehungscamp. Wenn einem mit dem "Nürnberger Trichter für Humanismus" stets allzu naiver Zwangsoptimismus aufgedrängt wird, bekommt auch der Wohlmeinende irgendwann eine Stopfleber. Etwa wenn es immer heißt, dass die Zuwanderung das Pensionssystem retten wird - das ist die Argumentationslogik eines Pyramidenspiels. Oder dass angeblich eh nur die hochqualifizierte Mittelschicht kommt, um die sich der Arbeitsmarkt geradezu reißen wird. Diese Flüchtlinge sind so gut für uns - wenn nicht schon Krieg wäre, man müsste einen beginnen! Das wäre zumindest die Kernkompetenz von uns Österreichern und Deutschen.

Die Berichterstattung ist zumindest einseitig. Man bekommt Bilder von Helfern am Westbahnhof. Zyniker könnten meinen, das hat was von einem Zoo-Besuch: "Jö mei, sind die Exoten lieb!". Aber ja, den Leuten dort Bananen zu geben, ist eh lobenswert. Es gibt aber keine Kamerateams am Stammtisch im Dorfwirtshaus. Da ergeben sich beim Stichwort Banane vermutlich andere Assoziationsketten, die eher mit "zurück in den Urwald" enden.

Wie repräsentativ ist die kolportierte Welle der Mitmenschlichkeit also, und wie nachhaltig? Wie lange wird die "Refugee-Bucket-Challenge" der angesagte coole Hype bleiben? Wird uns der Flüchtlingsstrom alle zu besseren Menschen machen oder vielmehr die FPÖ auf Platz 1 einzementieren? Folgt dem Reiz des Neuen die Reizüberflutung durch das Ewiggestrige? OÖ läßt es befürchten.

Viele verweigeren jetzt schon die Charity-Mitarbeit, sozusagen als Suppenküchen-Kasper. Aber auch bei den derzeit Hochmotivierten folgt in der Praxis womöglich auf die Empathie bald die Apathie, wenn die Mühen der Ebene in der Integration kommen. Und schlußendlich die Antipathie, wenn diese Integration oft nicht funktionieren wird. Die linksliberale Schickeria macht Gabalier zum Kellernazi, weil er die gegenderte Bundeshymne verweigert, und aus Spindelegger einen Höhlenmenschen weil er statt Conchita Wurst dem "Künstler Tom Neuwirth" gratulierte. Beides verklemmt und spießig, aber um Jahrzehnte fortschrittlicher als die Ansichten der meisten Menschen, die ihr Gutmenschen hier so eifrig herbeisehnt. Man muss kein Nazi sein, um gewisse Werte verteidigen zu wollen. "Liberté - Egalité - Jagatee" - mit Letzterem tun sich Moslems halt schwer.

Im Jänner hat jeder, der was auf sich hält, "Je suis Charlie!" gepostet. Jetzt ist halt Willkommenskultur der Hashtag der Woche. Weil die Integration der Moslems, siehe Frankreich, ja europaweit eine Erfolgsgeschichte ist. Wer es wagt, hier eine gewisse Inkonsistenz zu vermuten, wird mit der Nazi-Keule erschlagen. Und ja, gegen die echten Faschisten muss man trotzdem weiter entschieden vorgehen. Viktor Orbans Ungarn, "Salamisten gegen Salafisten", ist nicht das Vorbild. Und auch nicht Strache und Kickl - ich möchte mir die Freude an der kommenden Wildsaison nicht durch "Halali statt Halal!"-Plakate vermiesen lassen.

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Donnerstag, 3. September 2015
Die Schreck-Schraube hat eine neue Mutter-Partei
Wieder ein Parteiwechsel! Wer? Es war die Schnapsdrossel, nicht die Lerche. Wähler ihrer neuen Partei würden Shakespeare-Witze leider nicht verstehen, die halten auch "Macbeth" für einen Burger. Es war auch eine späte Neuorientierung. Mit fast 70 ist man ja schon Asbach-uralt. Senile Parteiflucht sozusagen.

Aber erfolgreich. Die Schreck-Schraube hat sich in eine neue Mutter-Partei gewunden. Die alte Fregatte ist in einen neuen Hafen eingelaufen. Und nicht nur die Schotten waren dicht. Ins "Trocken"-Dock gehört sie ja auch wirklich nicht. Dahin wollte sie ihre Alt-Partei ÖVP aber abschieben. Sie ist quasi ein Wirtschaftsflüchtling aus dem 1. Bezirk. So weit ist es schon gekommen!

Aber nun bekommt sie als politische Abwrackprämie den 3. Listenplatz bei der FPÖ. Gratulation und "Prost-ata" an die Bezirks-Vorsteher-Drüse. Dentaltechniker Strache hat ihr eine politische Wurzelbehandlung und eine "Reichs"-Brücke verpaßt. Ein neues politisches Dream-Team: Stenzel & Ollie, Breit & Doof.

Andere sind weniger begeistert. Manche fragen sich mit der EAV: "Küss die Hand, schöne Frau, warum sind Sie ständig blau?". Einige konstatieren mit Sinatra: "The Lady is a Trampel." Und viele vermuten mit Janis Joplin: "Freedom Party is just another word for nothing left to lose." Man muss sich das Überlaufen halt schön saufen.

Bereut es Stenzel am Captain Morgan danach? Mitnichten. Sie ist das bisher fehlende bürgerliche Teilchen der FPÖ, das "Hicks!"-Boson. Und auch ein Angebot an Grün-Wähler: schließlich wird ihr seit Jahren erfolgreich Bio-Ethanol beigemischt. SPÖ-Wähler überzeugt ihr großes Herz, von der Leber ganz zu schweigen.

Bekannt wurde Stenzel ja als ZIB-Moderatorin. Damals hat sie dem Wort "Schlafzimmerblick" eine neue Bedeutung gegeben, bar jeder erotischen Konnotation. Wird es weitere Überläufer aus dem ORF geben? Arabella Kiesbauer wird man nicht wollen. Dem Stefan Gehrer wird's die Mama nicht erlauben. Mirjam Weichsel-braun, das würde dem HC gefallen.

Stenzels Versicherung, sich weiter zu ihrer christlich-jüdischen Herkunft zu bekennen, gilt jedenfalls schon jetzt als Geburtsstunde von "situationselastisch 2.0". Ist aber vielleicht ein Plagiat. Haiders letzte Worte könnten ja gewesen sein: "Ich steig nochmal besoffen aufs Gaspedal, bekenne mich aber weiter zur Straßenverkehrsordnung."

Auf Herbert Kickl kommt nun die schwere Aufgabe "Gstanzeln über Stenzel" zu. Was wird er ihnen in den Mund legen, dem HC ...

"Ursula ist ur-supa!"

"Lieber alte Tanten,
als böse Asylanten!"

"Mit der Gewitterziege
ich die Mehrheit kriege!"

"Mit der alten Schrapnelle
gewinn ich die Wahl, aber schnelle!"

"Schluß mit dem Herumscharwenzel,
ich wähl heuer Uschi Stenzel!"

"Eine Stelzen im Schweizerhaus,
eine Stenzel ins Rathaus!"

"Für unsere Wähler eine Matrone,
für jeden Flüchtling eine ...!"

... und ihr:

"Lieber Buerlecithin
als Rot-Grün in Wien!"

"Lieber Cointreau
als Politik mit Niveau!"

"Trink ich genug Veuve Cliquot
macht die Hetze mich recht froh!"

"Lieber Klosterfrau-Melissengeist
als linkslinken Zeitgeist!"

"Lieber Merlot
als BoBo!"

"Ich trink den Napoleon-Brandy,
aber Häupl wird sein Waterloo erleben!"

Natürlich hat sie auch sachpolitische Vorschläge, etwa Fußgängerbrücken am Schwedenplatz, auch genannt: Johnny-Walker-Bridges. Ihr Öffi-Verkehrskonzept verdichtet Kickl zu:

"Trinke ich zu viel Jim Beam
fahr ich lieber mit der Bim!"

Prost!

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Mittwoch, 26. August 2015
Hundstage
Wie nennt der Chinese die Grillsaison? Hundstage. Ja, es war ein heißer Sommer, auch an den Börsen. Zuerst das Moussaka-Massaker im Frühsommer, nun das Glutamat-Attentat. Die Kurse fallen in China - wie ein Sack Reis aus dem 10. Stock. Und plötzlich interessiert es doch wen.

Nur nicht bei uns. Da gibt es nur noch ein Thema: Flüchtlinge. Die haben's ja auch schwer. Außer man flüchtet vom Team Stronach zur ÖVP. Da kennt die Barmherzigkeit von Reinhold Lopatka keine Grenzen. Ein Transfermarkt wie im internationalen Fußball. Doch wenn man bei Vornamen wie Rouven noch an Ajax Amsterdam denkt, merkt man bei Nachnamen wie Ertlschweiger dann doch, dass es nur Regionalliga ist.

Ansonsten ist in ganz Europa nicht viel zu merken von Nächstenliebe. Auf verpflichtende Quoten wollen sich christliche Politiker nicht festnageln lassen - ist ja nicht Karfreitag. Absaufende Boote erzeugen wenig Mitgefühl, wenn Leonardo DiCaprio nicht an Bord ist und Tinitussi Celine Dion nicht dazuträllert. Bei uns ist es nicht besser. Der Polit-Zirkus hat Zelte aufgestellt, alles lässig vernachlässigt und "I Don't Care"-Pakete verteilt.

Aber jetzt wird alles besser, denn Christian Konrad wird Asylkoordinator. Die Tatsache, dass ein Landesjägermeister Flüchtlingsbeauftragter wird, gefiel so manchem Rechten instinktiv. Aber so war's natürlich nicht gemeint. Durch Raiffeisen ist Konrad mit dem Thema Landflucht vertraut, irgendwie. Vielleicht kann man die Flüchtlinge ja statt in Kasernen im Lagerhaus unterbringen. Aber ohne Armin Assinger, sie haben schon genug gelitten. Zu seinem alljährlichen Sauschädelessen kann Konrad die vorwiegend muslimischen Flüchtlinge ja schlecht einladen. Als vertrauenserweckende Maßnahme könnte er sich aber von Christian in Mohammed umbenennen. Und: gibt es eigentlich einen Giebel-Halbmond?

Man plant auch bessere Information in den Herkunftsländern der Flüchtlinge. Gute Idee. Man sollte Bilder von Mikl-Leitner zur Abschreckung verteilen. Und wer kommt, obwohl er weiß, dass ihn DAS hier erwartet, braucht seinen Asylantrag gar nicht mehr begründen. Der ist offensichtlich verzweifelt.

Nach dem Sommer steht uns auch im Herbst viel heiße Luft bevor - der Wiener Wahlkampf. Im Sommergespräch bestritt Strache trotz Rekordtemperaturen den Klimawandel. Auch wenn sich 99% der Forscher einig sind - das hält den Common-Sense-nmann Strache nicht auf. Seine Partei hat größere Experten: "Susanne Winter is coming", da wird nicht nur Game of Thrones-Fans angst und bange.

Was ist ein Widerspruch in sich? Ein FPÖler mit einem Smartphone. Die ersten FPÖ-Plakate versprechen eine "Oktoberrevolution". Naja, vielleicht noch mal besser bei Bolsche-Wiki-pedia nachlesen. Nimmt Kickl demnächst auch noch Anleihen bei Orwell: "Alle sind bleich, aber manche sind bleicher" als White Supremacy-Slogan? Solariums- und Gesinnungsbräune werden natürlich toleriert. Was wird Kickl zur Punschzeit ausrufen? Die Gewürz-Nelken-Revolution?

Apropros Kickl: Der sah sich ja mit Korruptionsvorwürfen bezüglich seiner "Ideenwerkstatt" konfrontiert. Als Kind der 80er dachte ich bei Werkstatt ja eher an Meister Eder und den Pumuckl. Aber statt Gustl Bayrhammer gibt es in der Ideenwerkstatt Ungustl Kickl, der versucht, dass ihm Menschen auf den Leim gehen. Und es wird funktionieren. 38% hat der Stroh-Rum, mal sehen wie stroh-dumm die Wiener sind. Für eine Heino-Koalition ("schwarz-braun ist die Haselnuß") wird es zum Glück trotzdem nicht reichen.

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Donnerstag, 6. August 2015
Kommentare aus den Jahren 2002-2014
Kommentare aus den Jahren 2002-2014

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Hellas von Sinnen?
Wien, 6. Juli 2015

Was wird die gestrige Volksabstimmung für das griechische Schicksal, das Feta-Fate, bringen? 61,3 Prozent ist ordentlich. Mehr bekommen nur kasachische Diktatoren, wenn sie von Alfred Gusenbauer beraten werden. Heimspiel gewonnen, doch das Auswärtsspiel in Brüssel wird härter. 61,3 Prozent entspricht ca. dem goldenen Schnitt, doch der Schuldenschnitt steht noch aus. Was wird Merkel sagen? Die Austerität in ihrem Lauf hält weder "Ochi" noch Esel auf! Wenn wer die Karaoke-Maschine anwirft, kommt vielleicht noch: "Alternativlos, durch die Nacht, sieh was Sparen mit uns macht ...". Gibt es Respekt für den Volksentscheid, dem klaren Nana zu Schrumpf-kouri, oder harte Sanktionen? Keulen nach Athen tragen?

Eine Lösung bringt das Referendum ja unmittelbar auch nicht. Die finanzielle Lage bleibt angespannt wie das Gesicht von Costa Cordalis nach dem zehnten Facelifting. Die Kapitalverkehrskontrollen müssen bleiben, denn bei Panta Rhei fließt das Geld immer bergauf, in die Schweiz. Was wird die griechische Bevölkerung sagen, wenn sie die EU im Regen stehen läßt? Oh, nass is! Ein Bauernopfer wurde bereits erbracht: Die Revolution frisst ihre Kinder, wie einst Kronos. Varoufakis tritt zurück, Game Over für den Spieltheoretiker.

Jetzt wo der Motorrad-Geisterfahrer weg ist, kann man sich vielleicht den echten Problemen widmen: Griechenland auf eine tragfähige Basis stellen - der alte Atlas ist auch schon müde, auch Titan-Gelenke halten nicht ewig. Die griechische Wirtschaft über den Berg bringen? Eine Sisyphos-Aufgabe. Wie die Exporte ankurbeln? Seit dem Tod von Udo Jürgens interessiert sich niemand mehr für griechischen Wein. Da hat sich quasi eine Retsina-Resistenz entwickelt. Den Euro verlassen? Frei nach Groucho Marx: Ich möchte keiner Währungsunion angehören, die jemanden wie mich als Mitglied akzeptiert. Ein Moussaka-Massaker an den internationalen Börsen blieb bis jetzt aus. Doch Vorsicht, Odyssseus: lieber Wachs in die Ohren als den Baklava-süßen Sirenengesängen des Neoliberalismus zu folgen. Das Seeungeheuer des Casino-Kapitalismus hat schon manches Staatsschiff zum Kentern gebracht.

Auswirkungen für Österreich? Die HYPO-these, dass uns das wieder Milliarden kosten wird, ist nicht von der Hand zu weisen. Die FPÖ wird geifern. Während man Walter Reder für einen hochwillkommenen Staatsgast hielt, gilt der griechische Reeder als der Zeus-sei-bei-uns schlechthin. Tja, manchmal findet auch ein braunes Huhn ein Korn. Bei der Wien-Wahl könnte es Vassilakou schaden. Die Idee, griechische Linkspolitiker regieren zu lassen, gilt als leicht diskreditiert. Und die SPÖ mauert weiterhin: Niemand hat die Absicht, Werner Faymann zu stürzen! Also sollte er schon mal die Koffer packen. Auf nach Griechenland, solange es noch steht! Und dann bitte auf STS hören: Irgendwann bleib i dann durt!

PS Wenn ich irgendein billiges Griechenland-Klischee vergessen habe, tut es mir aufrichtig leid!

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Präsidentenwahl 2016 - Eine Erwin-Win-Situation?
Wien, 7. Mai 2015

Die Präsidentenwahl 2016 wirft ihre Schatten voraus. Wer wird der G-erwin-ner sein? Ja, es kann nur einen geben! - ob beim "Highlander" oder im Flachland Niederösterreich. Seit 1992 führt Pröll das Land. Mit eiserner Hand, da kann sich Erdogan noch eine Scheibe abschneiden, vom Dönerspieß. Was also läge näher, als diesen klassischen Wert-Konservativen zur obersten moralischen Instanz zur machen? "Radlbrunn statt Rudelbums!"

Ja - wenn es da nicht dieses gehässige Internet gäbe, das unhaltbare Gerüchte verbreitet. Es wird kolportiert, dass Pröll nicht nur Niederösterreichs Zuchtmeister, sondern auch sein Zuchtbulle ist. Der Mann mit der Tonsur-Frisur soll nicht gerade wie ein Mönch gelebt haben. Es wird gemunkelt, er habe den einen oder anderen Lustgreis-Verkehr eröffnet. Angeblich soll sein Viagra-Konsum zu unerwünschten Nebenwirkungen bei Winzer-Königinnen geführt haben. Ein potenter Potentat, penetrant am Penetrieren, Leithammel beim Leut' rammeln, Testosteron-Testimonial, furchtbar fruchtbar. (Alliterationen, als Lieblings-Stilmittel von "Bauer sucht Frau", erscheinen hier angebracht.)

Natürlich darf man dem Internet nichts glauben. Da steht auch, dass Elvis JFK erschossen und dann mit den Freimaurern die Mondlandung vorgetäuscht hat. Dennoch könnte die Online-Schmutzkampagne über Erwins angeblichen Sünden-Phallus IHM den Sieg kosten. Manche in der Partei sehen sich schon als Alternative. Zum Beispiel die Charisma-Singularität Othmar Karas. Dass er Schwiegersohn eines Ex-Präsidenten ist, brächte einen Hauch von dynastischem USA-Glamour. Dort wird es ja in 100 Jahren vermutlich noch C3PO Clinton gegen R2D2 Bush heißen. Auch der Putin-Versteher Christoph Leitl würde gerne Österreichs Zar werden (und Zimmermann - mit Handwerkerbonus!). Quasi der Chef-Sandler, der Primus inter Parias.

Manche sehnen sich auch nach einer Eisernen Lady: es herrscht ein G'riss um die Irmgard, diese Wut-Oma des Bildungsbürgertums. Ihre Einschätzung der Hypo-Affäre wird von vielen geteilt: "Multiorganversagen". Das gab es auch nach Jörg Haiders Spritztour 2008 - nicht der einzige Zusammenhang zwischen den Causen. Auch die Hypo wurde wie besoffen an die Wand gefahren. Leider hat die Juristin das Konzept einer Wahl nicht ganz verstanden. Sie möchte nur als gemeinsame Kandidatin von SPÖ und ÖVP antreten. Warum legen wir nicht einfach alle um 12 Uhr die Arbeit nieder, und küren sie per Akklamation?

Andere Frauen? Heide Schmidt könnte nach FPÖ und LIF noch einmal für die NEOS antreten, aller guten Dinge sind schließlich drei. Den Ausdruck "Wanderpokal" weise ich als sexistisch zurück. Die qualifizierteste Frau bei der SPÖ ist leider zu früh verstorben. Nun ist die Partei auf den Hundstorfer gekommen. Alternativen sind rar. Hans Niessl? Ein Burgenländerwitz. Der Karriereweg vom Wiener Bürgermeister zum Präsident hat zwar auch schon zweimal funktioniert. Aber wenn Michael Häupl 22 Spritzer die Woche trinkt, ist er Dienstag Mittag schon fertig. Politik sollte alkoholfrei sein. Oder wie Frank Stronach es sagen würde: Wer das Schloßgold hat, macht die Regel. Diese tiefe Weisheit allein würde auch ihn für das höchste Amt qualifizieren. Und Alexander Van der Bellen? Wartet noch ab, inwiefern das verschärfte Rauchverbot auch in der Hofburg gelten soll.

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Im Kalifat wird's niemals fad
Wien, 8. Jänner 2015

Na, das neue Jahr hat ja gut begonnen! Gleich nach dem Blei-Gießen kam das Blut-Vergießen. Ein paar Moslems gaben sich den Kick-l und sagten "Kalifat statt Kalauer!". Und nun: Charlie Sheen sauft sich tot, "Charlie Hebdo" ist es bereits. (Und Charlie Blecha schreibt als Nachwuchshoffnung das neue Programm der SPÖ).

Während Camels 20 Jahre brauchten, um NEWS-Redakteur Kuch zu töten, schafften es die Kameltreiber bei den Redakteuren des französischen Witzblattes in 20 Minuten. Da spricht nicht nur der Franzose vom "Eiligen Krieg". Der französische Präsident hatte Tränen in den Augen, Sauce Hollandaise sozusagen. War die Satirezeitschrift doch Inbegriff französischer Lebensart, wie Froschschenkel- und Schneckenfraß.

Auch die internationalen Reaktionen waren heftig. Die Arabische Liga schrie: "Haltet den Dieb!". Die USA will NSA-Protokolle bereitstellen, dann kann man zumindest Angela Merkel als Täterin ausschließen. Außenminister Kurz forderte altersgemäß eine Eintragung ins Klassenbuch und Ohne-Al-Jazeera-Schauen-ins-Bett-gehen. Aber so wie die Putin-Versteher gibt es auch die Muezzin-Versteher. Claudia Bandion-Ortner, unsere Mekka-Ziege vom Abdullah-Zentrum, meinte nur; So ein Massaker findet eh nicht jeden Mittwoch statt.

Wie wird sich das alles auf das bereits aufgeheizte gesellschaftliche Klima auswirken (auch "Klimawandel" genannt)? Hat man vor 9/11 auf "Jihad!" noch freundlich mit "Gesundheit!" reagiert, ist die Grundstimmung nun eher "Mohammed? Brauch ma net!". Arabische Juweliere fürchten sich schon. Die FPÖ, den Pogrom stets im Programm, könnte zur "Scheichskristallnacht" aufrufen. In Deutschland verteidigt die Pegida das Abendland dort, wo man es am wenigsten vermutet hätte - in Dresden.

Aber auch die islamische Jugend radikalisiert sich zusehends. Kein Wunder, wenn für den schwul-dekadenten Westen letztes Jahr das Hauptereignis die Punktlandung auf der Rosetta war. Mädchen aus der BRD und Österreich strömen nach Syrien, um bei der Neigungsgruppe "Inzucht mit Schafen (IS)" die, äh, Truppenbetreuung zu übernehmen. Diese Neue Deutsche Welle ruft: "Burkas, ich will Spaß!". Das Jugendwort des islamischen Nachwuchses ist: "YOLO - Aber nicht mehr lang!".

Ja, auf die Jugend- und Internetkultur muss man ein Auge haben, um Trends zu erkennen. Kauft man bei Amazon einen Koran, erfährt man: Kunden, die das kauften, kauften auch: Kalashnikov. Sprengstoffgürtel, Handgranate. Man hätte drauf kommen können! (OK, das wäre vor 20 Jahren bei Peter Handke-Büchern auch nicht anders gewesen.) Aber bei uns hat der Hausverstand leider einen Exklusivvertrag mit Billa, da bleibt nichts für die Polizei übrig. Da hält man immer noch Tierschützer und Hausbesetzer für die Hauptgefahr. Aber unsere Innen-Perchte Johanna Mikl-Leitner - ja, manchmal wäre die Burka gar keine SO schlechte Idee - hat Reformen angekündigt. Ab jetzt wird jeder, dessen Facebook-Beziehungsstatus "Hoffe auf 72 Jungfrauen!" lautet, streng überwacht.

Auch Youtube hat reagiert und wird keine Kätzchen-Enthauptungs-Videos mehr zeigen. Ein erster Schritt, um dem Terror Einhalt zu gebieten - dem Terror der ach-so-lustigen Kätzchen-Videos. Die IS-Videos bleiben, das ist ja Meinungsfreiheit (und bringt, rein zufällig!, Zugriffszahlen und Werbeeinnahmen).

Was kommt als nächstes? Ein Mordanschlag auf ZZ Top, weil sie sich über den Bart des Propheten lustig machen? Und was kann der Einzelne tun? Nun, man ist nur einer von 7 Milliarden Menschen, da muss man schon Homöopath sein, um an eine Wirkung zu glauben.

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