Donnerstag, 6. August 2015
Hellas von Sinnen?
Wien, 6. Juli 2015

Was wird die gestrige Volksabstimmung für das griechische Schicksal, das Feta-Fate, bringen? 61,3 Prozent ist ordentlich. Mehr bekommen nur kasachische Diktatoren, wenn sie von Alfred Gusenbauer beraten werden. Heimspiel gewonnen, doch das Auswärtsspiel in Brüssel wird härter. 61,3 Prozent entspricht ca. dem goldenen Schnitt, doch der Schuldenschnitt steht noch aus. Was wird Merkel sagen? Die Austerität in ihrem Lauf hält weder "Ochi" noch Esel auf! Wenn wer die Karaoke-Maschine anwirft, kommt vielleicht noch: "Alternativlos, durch die Nacht, sieh was Sparen mit uns macht ...". Gibt es Respekt für den Volksentscheid, dem klaren Nana zu Schrumpf-kouri, oder harte Sanktionen? Keulen nach Athen tragen?

Eine Lösung bringt das Referendum ja unmittelbar auch nicht. Die finanzielle Lage bleibt angespannt wie das Gesicht von Costa Cordalis nach dem zehnten Facelifting. Die Kapitalverkehrskontrollen müssen bleiben, denn bei Panta Rhei fließt das Geld immer bergauf, in die Schweiz. Was wird die griechische Bevölkerung sagen, wenn sie die EU im Regen stehen läßt? Oh, nass is! Ein Bauernopfer wurde bereits erbracht: Die Revolution frisst ihre Kinder, wie einst Kronos. Varoufakis tritt zurück, Game Over für den Spieltheoretiker.

Jetzt wo der Motorrad-Geisterfahrer weg ist, kann man sich vielleicht den echten Problemen widmen: Griechenland auf eine tragfähige Basis stellen - der alte Atlas ist auch schon müde, auch Titan-Gelenke halten nicht ewig. Die griechische Wirtschaft über den Berg bringen? Eine Sisyphos-Aufgabe. Wie die Exporte ankurbeln? Seit dem Tod von Udo Jürgens interessiert sich niemand mehr für griechischen Wein. Da hat sich quasi eine Retsina-Resistenz entwickelt. Den Euro verlassen? Frei nach Groucho Marx: Ich möchte keiner Währungsunion angehören, die jemanden wie mich als Mitglied akzeptiert. Ein Moussaka-Massaker an den internationalen Börsen blieb bis jetzt aus. Doch Vorsicht, Odyssseus: lieber Wachs in die Ohren als den Baklava-süßen Sirenengesängen des Neoliberalismus zu folgen. Das Seeungeheuer des Casino-Kapitalismus hat schon manches Staatsschiff zum Kentern gebracht.

Auswirkungen für Österreich? Die HYPO-these, dass uns das wieder Milliarden kosten wird, ist nicht von der Hand zu weisen. Die FPÖ wird geifern. Während man Walter Reder für einen hochwillkommenen Staatsgast hielt, gilt der griechische Reeder als der Zeus-sei-bei-uns schlechthin. Tja, manchmal findet auch ein braunes Huhn ein Korn. Bei der Wien-Wahl könnte es Vassilakou schaden. Die Idee, griechische Linkspolitiker regieren zu lassen, gilt als leicht diskreditiert. Und die SPÖ mauert weiterhin: Niemand hat die Absicht, Werner Faymann zu stürzen! Also sollte er schon mal die Koffer packen. Auf nach Griechenland, solange es noch steht! Und dann bitte auf STS hören: Irgendwann bleib i dann durt!

PS Wenn ich irgendein billiges Griechenland-Klischee vergessen habe, tut es mir aufrichtig leid!

... comment