Samstag, 24. Oktober 2015
Herr-schaftszeiten!
Herr-schaftszeiten! In Linz beginnt's, das Patriarchat. Die neue oberösterreichische Landeshymne wird "Männer" von Herbert Grönemeyer. Die alte mit dem "Hoamatland" war auch schon leicht angestaubt. Man hat in den Adamsapfel der Erkenntnis gebissen und im Linz-Donna=Witz-Verfahren beschlossen: Keine Frau mehr in führender Position. Nicht einmal in dienender, nicht einmal: 50 Shades of Mühlviertel. Die Spitzenpolitik wurde abgestillt. Die Männer hängen an den Zitzen der Macht, aber nur noch sprichwörtlich. Nur noch Stalagmiten, keine Stalag...

In der Landesregierung sitzen nun soviel Frauen wie in der Bischofssynode, die derzeit über Familienangelegenheiten berät - null. Was hat man von der christlichen ÖVP und Religionslehrer Pühringer erwartet? Der Sepp, der Macho-Depp, als Chromo-sommelier: Doppel-X, das war wohl nix! Eine Regierungssitzung als Schwanzvergleich beim Stehpinkeln. Oberösterreich wird zur Testosteron-Teststrecke. Zur Erreichung des Maastricht-Ziels wird eingespart, zuallererst der Frauenparkplatz. Die Steigerungsform von mies ist misogyn. Die Lobster-Mobster werfen Doris Hummer ins Wasser - zumindest ins kalte, für Hummer schon ein Fortschritt.

Man kann die Hysterie über diese Polit-Hysterektomie aber auch etwas übertrieben finden. Ein Geschrei und Gezeter wie in der Zalando-Werbung. Ach so viel kluge Kommentare in den Zeitungen. Xanthippen, die tippen. Wenn das Weibe gehen muss, vergiss die Peitsche nicht! Euterei auf der Bounty!

Auch bei reiner Zufallsauswahl hat die Quote 9 aus 9 noch eine Rest-Wahrscheinlichkeit von 0,2%. Also 2 Promille, oder wie Ursula Stenzel sagen würde: Bitte nocheinmal nachschenken! Ja, es ist auffällig, aber trotzdem nur ein Gesichtspunkt unter vielen. Warum ist eine Berücksichtigung der Region SO blöd? Und wenn man ÖVP-Bund großzügig als "beruflicher Werdegang" interpretiert, ist selbst das kein völlig unsinniges Kriterium. Und dass Bauern in der österreichischen Politik grotesk überrepräsentiert sind, hat nicht gerade Neuigkeitswert. Ein Sexist ist jemand, der Menschen ausschließlich nach ihrem Geschlecht beurteilt. Aber wer macht das in der aktuellen Debatte? Wer hängt da dauernd mental das Kli- vor die Doris?

Um ein nach allen relevanten Merkmalen repräsentatives Abbild der Gesellschaft zu ermöglichen, müßte die Landesregierung die Größe des chinesischen Volkskongresses haben. Pühringer als "lahme Ente süß-sauer". Männer beraten zukünftig über Frauenangelegenheiten? Bruhaha! Hat es die österreichische Journaille schon einmal gestört, dass immer und ausschließlich Nichtbehinderte über Behindertenangelegenheiten entscheiden?

Und ist die eigentliche Tragödie dieser Regierung nicht die Quote 6 Homo Sapiens zu 3 Neandertalern? Darüber dass man wieder ohne Not mit Blau koaliert, äh arbeitsübereinkommt, wird gar nicht mehr geredet. Ist "Ladies first" hier wirklich die Reihenfolge der Dringlichkeit der Probleme? Und, ganz ehrlich, waren wir bis jetzt so verwöhnt mit tollen Politikerinnen: der politische Instinkt von Bandion-Ortner, die geballte Wirtschaftskompetenz von Schottermizzi Fekter, die menschliche Wärme von Mikl-Leitner, die uneitle Nüchternheit von Uschi Stenzel?

Was tut sich sonst? Der neue ÖVP-Generalsekretär heißt MacDonald, als Antwort auf Wut-Bürger-King Strache. Faymann erinnert stimmlich eher an Kentucky Fried Chicken. Glawischnig? Soja-Laibchen mit Bio-Dinkel. Strolz? Heiße Maroni.

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