Sonntag, 20. Dezember 2015
Altern in Würde?
Ich habe mir gestern den neuen Star Wars Film angesehen. Schließlich ist "Jedi" die einzige Religion, die ich nicht komplett lächerlich finde. Die Macher hatten es nicht leicht: weicht man zu sehr vom Original ab, werden die Puristen aufschreien, dass man hier auf etwas völlig anderes das Label Star Wars draufpickt, nur um Gewinne zu maximieren. Hält man sich zu sehr an das Original, werden andere "more of the same" krakeelen.

Nun, den ersten Vorwurf kann man dem Film gewiss nicht machen. Er bleibt der Vorlage sehr treu. So treu sind sonst nur Pinguinpärchen. Zu sagen er nimmt Anleihen beim Original wäre jedenfalls die Untertreibung des Jahres. Er nimmt mehr Anleihen als die Europäische Zentralbank in einem Krisenjahr. Das Ergebnis ist allerdings eher ein "Qualitative Easing". Der neue Film unterscheidet sich von Episode 4 ungefähr so sehr wie "Brother Louie" von "Cheri Cheri Lady". Da hätte man Episode 7 auch gleich " A new 'A new hope' " nennen können. Gegen soviel Plague-iat ist selbst die elektrische Zahnbürste macht-los.

Es gibt wieder einen Todesstern, nur ist er zehnmal so groß und heißt "Starkiller". Das würde nicht einmal in der Waldorfschule als kreativer Einfall durchgehen. Immerhin ist er höchst effektiv: da zerbröseln ganze Planeten schneller als das Team Stronach. Er bleibt aber auch das einzige Mordsgerät in dem ansonsten erotikfreien Film. Der neue böse Übervater ist auch zehnmal so groß - wie Gollum, und sieht auch genauso aus. Konsequenterweise wird er auch vom selben Schauspieler (Andy Serkis) gespielt.

Han Solo muss sich auch noch mit Mitte 70 als Schmuggler durchschlagen. Das kommt davon, wenn man sich "Meinl European Land"-Zertifikate zur Pensionsvorsorge gekauft hat. An seiner Seite weiterhin der fleischgewordene Bad-Hair-Day Chewbacca. Er ist allerdings keinen Tag gealtert und sieht immer noch aus wie Barry Gibb in den 70er-Jahren, Nenas Achseln in den 80ern, oder Conchita Wurst in den 010ern. Und er spricht immer noch so deutlich wie Til Schweiger. Auch der Millenium-Falke fliegt noch, braucht aber schon VW-Software, um noch durch den TÜV zu kommen. Selbst Fischkopf Admiral Ackbar ist noch mit von der Partie - diese Omega-3-Fettsäuren müssen echt gesund sein.

Es gibt schon auch Änderungen: Leia wurden die Zimtschnecken operativ von den Ohren entfernt, man hört im Alter ja auch so schon schlecht genug. Und sie ist jetzt "General" - so viel inter-galaktisches Gender-Mainstreaming muss sein. Ich bin sicher, Andreas Gabalier wird sie weiterhin Prinzessin nennen. Man hat sich auch von der deutschen Synchronfassung inspirieren lassen - das Licht-"Schwert" sieht nun tatsächlich wie ein Schwert aus. Im Original war es ja ein Licht-"Säbel", wenn auch einer, der der EU-Gurkenkrümmungs-Verordnung entsprochen hätte.

C3PO hatte immer noch kein Coming Out. Dabei hätten er und R2D2 ein hübsches Ampel-Pärchen für Linz abgegeben. Das Böse orientiert sich an der Großvätergeneration, das kennen wir von H.C. Strache. Und es trägt wieder Maske. Diesen Schminktipp könnte man Johanna Mikl-Leitner auch einmal geben. Der sympathische Sprachfehler von Yoda wurde leider nicht weitergegeben. Für grammatikalische Verrenkungen sind wir jetzt nur noch auf FPÖ-Plakate angewiesen.

Natürlich gibt es auch neue Figuren. Eine sieht aus wie eine Mischung aus E.T. und Hettie aus "Navy CIS LA". Man könnte auch sagen wie Irmgard Griss, aber das wäre doch reichlich uncharmant. Wo sie doch eben so sehr mit ihrem hinreichend konkreten Wahlprogramm "Weiße Weihnachten - Sonnenuntergänge - Freibier" überzeugt hat. Das muss reichen im Kampf gegen die dunkle Seite der Macht: Darth Erwin, der Landes-Vader von Niederösterreich. Die Grünen sollten die Megatrends Star Wars und Orthographieschwäche aufgreifen und "Opi Van" der Bellen in die Schlacht schicken.

Möge die Weihnacht mit euch sein!

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