Dienstag, 20. Oktober 2015
Griss-u: Ich möchte Präsidentin werden!
Eine Oma fährt im aufgeschreckten Hühnerstall Österreich Motorrad - und das Gackern nimmt kein Ende. Irmgard Griss möchte Präsidentin werden, wenn schon nicht jene der Herzen, dann doch die der "Zivilgesellschaft". Da möchte man frei nach Kissinger fragen: “Welche Telefonnummer hat die Zivilgesellschaft eigentlich?" Wer ist das genau? Die Blasmusikkapelle Gigritzpatschen? Die Freiwillige Feuerwehr Hintertupfing? Der Verein handyloser Imker "Sumsen statt simsen"? Der Vegetarier-Verband "Unterm Hitler hätt's das nicht gegeben!"? Das von mir zu gründende Flüchtlings-Bildungsinstitut "Wenn das der Syrer wüßte!"?

Man weiß es nicht so genau. Und wie immer, wenn es um wenig Wissen geht, ist die FPÖ vorne mit dabei. Wenn jemand schon so treudeutsch Irmgard heißt, muss man sie ja unterstützen. Solange sich keine Brunhilde meldet. Für den Wahlkampfauftritt in der Prolo-Disco kann sie ja dann ihren zweiten Vornamen verwenden - Mandy. Kickl reimt bereits: "Kannst du die Gfriesser nicht mehr sehen, musst du Irmgard Griss wählen!" Eine Plagiatsklage von Andreas Khol droht, aber abschreiben gehört ja zum Politbetrieb dazu, von Guttenberg bis van der Leyen. Und um Doktorarbeiten kann sich's bei der FPÖ nun einmal nicht handeln. Selbst "Bachelor" ist da nur als RTL-Show bekannt.

Auch Matthias Strolz sympathisiert mit Griss. Um sie gleich zu umarmen ist sie ihm nicht hölzern genug. Die Kastagnetten bleiben eingepackt, aber ein bißchen Beifall gibt es schon. Und auch das Team Stronach, das letzte große Erfolgsprojekt der Zivilgesellschaft, ...

Ganz anders bei den Grünen. Da will man selbst in die Hofburg, und sie in ein Niedrigenergiehaus umbauen. Noch ist nichts entschieden, aber bald soll es heißen: Grauer Rauch steigt auf! Habemus Van der Bellen! Nach den grünen Leihstimmen nun auch ein grüner Leihopa - falls er gewählt wird. Ich seh schon, wie uns Maria "Verleihnix" Vassilakou im Nachhinein erklären wird, dass wir ihn eigentlich eh alle wählen wollten, aber leider zu blöd dafür waren, oder beim Kreuzerl machen unglücklich ausgerutscht sind. Wählen möchte man ihn vor allem für das, was er nicht machen möchte: Strache als Kanzler angeloben. Gut, da könnte man auch einen Hydranten wählen, der würde das auch nicht tun. Aber nein, VdB ist schon eine wohltuende Abwechslung zum üblichen Polit-Geschnatter. Als Phrasendreschmaschine läuft er nur auf Ökostrom - entschleunigt bis zur Wahrnehmbarkeitsgrenze. Kommt er in die Stichwahl gegen Pröll? Sascha gegen Pascha?

Moment, da gibt's ja noch die SPÖ. Mit der Betonung auf noch. VdB gegen Hundstorfer? Tschik gegen Apparatschik? Die Tatsache, dass die Domains www.nochamal.at und www.nochamal2016.at noch verfügbar sind, legen nahe, dass noch nichts beschlossen ist. Schade, dieser Hauch von Plattenbausiedlung, Extrawurstsemmel und Stangenanzug würde eine Überdosis Glamour in diesem Wahlkampf gekonnt verhindern.

Last, und irgendwie auch least: die ÖVP. Man würde ja gerne, wie bei jedem Amt, Außenminister Kurz nominieren: der erfolgreichste Gartenzwerg auf Reisen seit "Die wunderbare Welt der Amelie". Aber laut Verfassung muss man 35 sein, laut Real-Verfassung doppelt so alt. Also wird es doch der Weinviertel-Lukashenko Erwin Pröll werden.

Einige Plakat-Entwürfe gibt es schon:

Pröll kann der Zukunft die Stirn bieten!
Pröll - Bis in die Haarspitzen motiviert!
Pröll - Der Schatz im Silberrücken
Erwin Pröll - The Bauer of Love

Andere sind wegen möglicher Fehlinterpretationen noch umstritten:

Pröll - Er steht zu seinem Wort.
Pröll zeugt von Verantwortung.
Die Latte für Österreich höher hängen!
Pröll berührt die Menschen in ihrem Innersten.
Veni Vidi Winzerkönigin!

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